Nach nunmehr über 10 Jahren Speedfliegerei (Stand 2019) denke ich, dass jetzt für mich der richtige Zeitpunkt gekommen ist, mit der leistungsorientierten Spedfliegerei aufzuhören.
Im Jahr 2006 hat Holger Lambertus einen Motor aus unserem 18N-"Croco"-Projekt-als ersten "Speedcroco" an einem "Funjet" einsetzen.
Dazu habe ich für dieses Projekt einen 18N12P Croco auf die passende Drehzahl getrimmt. Die Geschichte kann man noch komplett im rclineforum nachlesen.
Auf dem Speedcup 2007 im Neumagen-Drohn flog dann der extrem verstäkte "Funjet". Leider nur, bis es ihn in der Luft zerrissen hat.
Immerhin hatte er zuvor eine Messung mit 227km/h bekommen.
Das war mein erster Kontakt mit der elektrischen Speedfliegerei.
Im September 2007 wollten 2 junge Piloten mit einem "Speedcroco"-Motor versuchen, die schnellste "Schaumwaffel" der Welt zu motorisieren.
Als Modell diente eine verstärkte "Revenge" von Jomari. Die beiden fuhren mit dem Modell zum Speedcup nach Dachau und konnten
dort mit 309km/h ihr Ziel erreichen.
Auf diesem Speedcup war ein anderer Elektropilot auf die "Powercroco"-Motoren aufmerksam geworden und fragte mich nach einem hochleistungsfähigen Antrieb.
Also wurden weitere Speedcrocomotoren gebaut, getestet und immer weiter optimiert.
392km/h reichten 2008 in Laucha zum ersten Sieg mit einem Powercroco-Motor bei der Deutschen Meisterschaft und sogar für einen (allerdings niemals offiziell anerkannten) Weltrekord.
Auch eine auf die schnelle zusammen mit Holle aus verschiedenen Teilen zusammengebastelte erste "Chimera" mit "Speedcroco"-Antrieb
konnte dort Dank eines ausgezeichneten Piloten (Manuel Nübel) mit 384km/h den 2. Platz in der DM belegen.
Schon damals hatte ich einige neue Ideen und habe sie auch im Speedforum zur Diskussion gestellt.
Weil die "alten" Protagonisten der Speedfliegerei immer wieder lautstark verkündeten, dass sowieso nur mitreden könne (dürfe),
wer selber schon mal erfolgreich durch die Messtrecke geflogen sei,
bin ich 2009 beim Speedcup in Dachau mit einer aus F5B-Resten aufgebauten "Notlösung" und einer 196km/h - Wertung (245km/h von einer Seite) als Pilot dabeigewesen.
Von Anfang an war ich mir darüber im klaren, fliegerisch niemals auch nur den Hauch einer Chance zu haben, mit den besten Piloten
ernsthaft zu konkurrieren.
Deshalb habe ich mich lieber um die Optimierung der Antriebe "meiner" Testpiloten gekümmert und mich in den Folgejahren an deren
reichlichen Erfolgen mit den "Speedcroco"-Antrieben erfreut.
Mir selbst habe ich andere Ziele gestellt, die mit Wettbewerbserfolgen nichts zu tun hatten.
Vor allem sollten die Speedantriebe leiser werden.
Viele Speeder meinen zwar immer noch, schnell müsse vor allem auch laut sein. Im Gegensatz zu dieser weit verbreiteten Ansicht
bin ich aber der Überzeugung, dass es sehr viel eleganter ist, sehr (unauffällig) leise und trotzdem sehr schnell zu fliegen.
Dazu mussten neben den passenden Motoren auch völlig andere Propeller entwickelt werden.
Mit einem bereits in diese Richtung optimierten Antrieb habe ich mir mit mäßigen 372km/h im Jahre 2011 den Weltrekord in der FAI Klasse 196
sichern können.
An meinem "Warp-Eagle" (gebaut von Dr. Marcus Koch) sorgte ein selbst konstruierter und gebauter 4235er Motor mit einer - gemessen
an den üblichen "30.0000rpm-Schrei-Kreisch"-Antrieben - leisen selbst konstruierten 12" x 24" Klappluftschraube und nur 7S für den Vortrieb.
Jemals selbst die 400km/h übertreffen zu können, habe ich zu dieser Zeit noch als sehr unrealistischen Traum empfunden.
Seit meiner ersten Bekanntschaft mit dem Speedfliegen sind einige Jahre ins Land gegangen und sowohl die
eingesetzten Modelle als auch deren Antriebe sind immer besser geworden.
Im Jahr 2015 hätte die Sieggeschwindigkeit in der Elektroklasse von 2008 nicht mal mehr gereicht, um unter die ersten 12 der
Deutschen Meisterschaft zu kommen.
Heute kann man die Spitzengeschwindigkeit des Jahres 2008 mit sehr leisen Mehrblattklapppropeller, weniger as 8000rpm und einem
Energieaufwand von nur noch 1250W/kg erreichen.
Ein "Beweislog" zur Bestätigung des Erreichens meines schrittweise fortgeschriebenen persönlichen Zieles von
>400km/h airspeed mit extrem leisen <8000rpm Propellerdrehzahl
(Durchschnitt in einer virtuellen 200m-Messstrecke) konnte ich Ende August 2015 mit meiner "Crocoblade" und einem "limited"
konformen Setup mit extrem hochsteigender 3-Blatt-Klappluftschraube erfliegen.
Im Oktober 2015 gelang es mir zudem, die 400km/h Marke in der 200m Strecke mit einer extrem leisen 5-Blatt-Klappluftschraube
zu übertreffen.
Die Blattspitzengeschwindigkeit lag bei einer Propellerdrehzahl von weniger als 7800rpm bei nur noch ca. 0,509 Mach.
Der Leistungsbedarf von nur 1290W/kg und das Erreichen von 92% "pitchspeed" zeigt, das auch so ein Antrieb effizient arbeitet.
Auch die Frage, ob mit 1000W/kg 100m/s Streckenschnitt erreichbar sind, habe ich 2015
untersucht und konnte diese positiv beantworten.
Was solche in Richtung "leise" und "effizient" optimierte Antriebe in der Hand besserer Piloten zu leisten vermögen,
haben Max und Fabian bei den 2015er Weltrekordversuchen eindrucksvoll unter Beweis stellen können.
Maximilian von Prondzinski erreichte in der Klasse 196 mit nur ca. 13100rpm Propellerdrehzahl eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 474,95km/h.
Fabian Wunderlich erreichte in der Klasse 175 eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 481,56km/h.
Die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Klassen 175 und 196 betrug damit nur noch 1,37%!
Die in der kleinen "Speedcroco-community" unter Federführung von Alex Grimm entwickelten und gebauten "Crocoblades"
- ausgerüstet mit Motoren aus der community und leisen, hochsteigenden und niedrigdrehenden Klappluftschrauben - haben mit
Weltrekordleistungen in beiden elektrischen F5-open Speedflugklassen ihr Potenzial aufgezeigt.
Beim Speedtreffen in Bad Wünnenberg 2016 konnte ich nachweisen, dass die 400km/h auch mit
weniger als 7000rpm Propellerdrehzahl erreichbar sind.
Gleiches gilt inzwischen für die 450km/h mit ca. 8000rpm und 5-Blatt Propeller.
Im Laufe der letzten Jahre habe ich durh intensive technischer Weiterentwicklung und ausgiebiges Flugtraining meine persönliche Bestleistung in der Messstrecke
bis auf >476km/h (eine Seite) bzw.446km/h (volle Wertung)steigern können.
2016 konnte Christian Hidde in der 200m Strecke in Rothenburg erstmals die 500km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
übertreffen.
Weitere 500km/h-Flüge gab es dann bei der Powercroco-Speedchallenge 2016 zu sehen.
Mittlerweile (2019) sind diese Geschwindigkeiten "normal" geworden und wir sehen die ersten 600er Flüge.
Mit "Powercroco"-Motoren wurden zwischen 2008 und 2016 in den elektrischen Speedflugklassen über 20 und mit "Powercroco"-Klappluftschrauben 14 FAI-Weltrekorde aufgestellt und sehr viele Spitzenplatzierungen bei
Deutschen Meisterschaften erzielt.
Mit den erreichten Erfolgen wollte ich mich eigentlich schon 2016 zur Ruhe setzen und jüngeren das Feld überlassen.
Die Neufassung des "Sporting Codes Records" durch die FAI zum 01. Juni 2017 erforderte wegen der Beschränkung auf 10S antriebstechnisch einen weitgehenden Neuanfang.
Das war dann doch zu reizvoll.
Ich konnte es noch nicht lassen und habe weitergemacht die PCSC zu organisieren und weltrekordfähige Antriebe zu bauen.
Noch in 2017 fiel der erste Weltrekord mit einem ganz schnell an das neue Reglement angepassten Antriebsstrang aus bereits bekannten Komponenten.
In 2018 konnten neue Weltrekorde in den Klassen F175 und F196 aufgestellt werden, die trotz der Beschränkung der Akkuspannung auf 10S wieder über den mit 16S erreichten "alten" lagen.
Ein besonderes Highlight war der von Kai Koppenburg mit seinem "Taifun" aufgestellte Weltrekord in der Klasse F175: mit 515,1km/h konnte mit einem Powercrocomotor nach der 400er auch die 500er Marke übertroffen werden.
2019 war dann ein ganz besonders erfolgreiches Jahr:
Bei der PCSC 2019 erreichten die Teampiloten Stanley Spichtinger mit seinem "Hellraiser" mit Powercrocomotor 640km/h in einer Richtung und
Tim Moldtmann mit seinem "Typhoon-xl-ultra" mit Powercrocomotor 623km/hin der "offenen" Klasse.
Max von Prondzinski konnte bei den Weltrekordversuchen mit der "Hypercrocoblade 1" 494,1km/h erreichen und damit seinen 2018er Weltrekord in der FAI-Klasse F196 (481km/h) weiter verbessern.
Bei der Deutschen Meisterschaft im Speedfliegen im September 2019 in Ballenstedt gewannen in allen 4 elektrisch angetriebenen Klassen (2x Heli und 2x Fläche) Piloten mit Powercrocomotoren.
Bei den Flächenmodellen konnte Tim Moldtmann zudem beide Titel mit Modellen erfliegen, die er von mir übernommen hat. ("Crocoblade" und "HCB I")
Natürlich ist mir klar, dass die Piloten diese Leistungen nicht nur wegen der verwendeten Motoren und Propeller erreicht haben.
Aber freuen tut mich das trotzdem!
das Ergebnis ist ein optimaler Zeitpunkt, mit dem Speedfliegen aufzuhören.
Rückblickend auf die vergangenen Jahre kann ich resümieren, dass es sehr interessant war, die Weiterentwicklung für einige
Zeit mit zu gestalten und dabei gewesen zu sein, wenn die Grenzen des Machbaren immer weiter hinausgeschoben wurden.
Besonders viel Spaß hat es gemacht nachzuweisen, dass vieles, was nach "Experten"meinung beim Speedfliegen nicht funktionieren kann oder schlecht bzw.
unsinnig ist, in Wahrheit recht gut funktioniert.
Das betrifft vor allem den Einsatz von Aussenläufermotoren mit hohem Drehmoment und niedriger Drehzahlen mit besonders leisen
und extrem hoch steigenden Mehrblatt-Klappluftschraubensystemen im Speedfliegen.
Die detailierten Inhalte der Speedflugseiten wurden im Dezember 2021 entfernt, um neue Entwicklungen nicht zu behindern.
Nachtrag 2023
Der aktuelle Hausrekord der Powercrocomotoren in der offiziellen 300m langen FAI Messtrecke steht seit den Weltrekordversuchen am 12.06.2023 nach dem GSC in Ballenstädt bei "echten" 586km/h!
Kai Koppenburg hat seinen Typhoon mit dem neuen dicken Rumpf und dem XS Ultra Flügel mit der o.g. Durchschnittsgeschwindigkeit durch die Messstrecke geflogen.
Die Highspeedkameras haben es dokumentiert und auch die Höhenrichter an der Einflügen meldeten "okay".
Zwar wegen zu schwer und zu viel Spannung kein echter FAI Rekord, aber im übrigen dem FAI WR-Reglement entsprechend.
Kai hatte 16S frei käufliche SLS-Speed Akkus, einen verstärkten YGE 320 HV und seinen 5050 "Speed" an Bord.
Nachtrag 2024
Mehr als 20 Jahre nachdem sich mein erster selbstgewickelter 9N12P CD-ROM-Motor gedreht hat und nachdem ich seit 2017 nur noch das vorhandene verwertet habe ohne irgendwelche neuen Sachen aus zu probieren,
beende ich nun meine öffentlichen motorenbauerischen Aktivitäten vollständig.
Damit folge ich jetzt all denen, die diesen Schritt schon längst gegangen sind. (Rolf (RSE), Micha (MFly), Holle (slowflyworld), Bert (Powerdekker), Micha (Copperdoc) usw).
Wie die Entwicklung der Zugriffszahlen zeigt, interessieren meine alten Motorenbasteleien kaum noch jemanden.
Ich sehe keinen Grund, für die 3-4 verbliebenen Zugriffe/d die Seiten weiter zu betreiben und ein (in meinen Augen) völlig unnützes https. Zertifikat zu kaufen.
Die detailierten Inhalte der Motorenseiten gingen daher Anfang November 2024 offline.
Ende November 2024 habe ich auch meine Forenaktivitäten deutlich reduziert.
Dr. Ralph Okon
|